Das Märchen wird zur Lehrstunde – Württemberg-Cup SVH 0:5 gegen Bremer SV

Auszug aus dem Syker Kurier vom 24.07.2017

Der Bremer SV lässt dem SV Heiligenfelde im Finale des Württemberg-Cups keine Chance – 5:0

Makellose Vorstellung des Bremen-Liga-Meisters: Bremens Amateur-Fußballer des Jahres vom Württemberg-Cup-Champion Bremer SV, Frithjof Rathjen (links), im Duell mit Heiligenfeldes Lars Diedrichs.

Ristedt. Die märchenhafte Geschichte des SV Heiligenfelde, der sich personell gebeutelt, doch mit viel Leidenschaft bis ins Finale des Württemberg-Cups in Ristedt vorgekämpft hatte, nahm gegen den Bremer SV ein jähes Ende. Der Meister der Bremen-Liga demontierte den sich tapfer wehrenden Bezirksligisten nach allen Regeln der Kunst und siegte mit 5:0 (2:0). „Der Gegner war heute übermächtig. Dennoch sind wir stolz auf die Leistung der Mannschaft, darauf wie sie sich engagiert bis ins Finale vorgearbeitet hat“, lobte das Heiligenfelder Spielertrainer-Gespann Tobias Dickmann/Björn Isensee unisono den Spirit des Teams. Auch BSV-Trainer Sasa Pinter würdigte dessen Auftritt. „Wir wussten, dass wir geduldig spielen müssen. Eine ganze Zeit haben es die Heiligenfelder gut verteidigt. Letztendlich hat sich unsere Geduld ausgezahlt“, resümierte der Übungsleiter des frischgebackenen, achtmaligen Titelträgers mit einer Portion Genugtuung ob der durchweg überzeugenden Darbietung seiner Schützlinge.

Von Beginn an kamen die Hansestädter agiler aus den Startlöchern, bisweilen drängte sich den 500 Zuschauern ein Bild auf, das eher einem Handballspiel zweier ungleicher Kontrahenten entsprach als einem Fußballspiel. Fast ausschließlich waren die BSV-Kicker im Vorwärtsgang, schnürten die Heiligenfelder mit halbkreisförmigen Ballstafetten vor dem Sechzehnmeterraum regelrecht ein und warteten geduldig auf den richtigen Moment, den Angriff abzuschließen. „Das haben wir so erwartet“, begründete Isensee die tief stehenden SVH-Defensivreihen, die ihrerseits auf den einen Konter hofften, um die nicht für möglich gehaltene Überraschung doch noch herbeizuführen. Und tatsächlich standen die Verteidiger zunächst wie Schlachttürme und überdauerten standhaft Wellen wuchtiger BSV-Angriffe. Aus der Distanz flogen zwei Warnschüsse Alexander Arnolds aus etwa 20 Metern über das Tor (2./6.). Kurz darauf rettete der stark aufgelegte SVH-Keeper Jörn Wachtendorf vor dem sträflich allein gelassenen Onur Uzun (7.) und klärte einen 25-Meter-Kracher von Simon Cakir (11.). Die BSV-Übermacht nahm Fahrt auf. Schnell kombinierte sich immer wieder das Trio aus Cakir, Sebastian Kurkiewicz und Uzun in die Heiligenfelder Gefahrenzone, versäumte aber den Abschluss. Auf der anderen Seite war es ein gut getimter Rückpass von Isensee auf Jannis Köhnenkamp, dessen Schuss aus 19 Metern zur ersten Offensivaktion der Heiligenfelder führte (22.). Die waren in der Folge erneut im Glück, als Cakir der Ball bei seinem Abschluss aus 15 Metern Torentfernung über den Schlappen rutschte (29.). „Wir wollten die Partie so lange wie möglich offen gestalten“, führte Isensee den Matchplan der Heiligenfelder aus, der bis zur 37. Minute aufging. Nachdem SVH-Schlussmann Wachtendorf ein 18-Meter-Geschoss von Cakir nur wegfausten konnte, stand Kurkiewicz zehn Meter vor dem Tor goldrichtig und verwandelte mit dem Rücken zum Tor im Fallen gekonnt zum 1:0 für den Favoriten. Der Bann schien auf BSV-Seite gebrochen, der SVH wankte. Das nutzte der Titelverteidiger bei einer flachen Ecke von Kurkiewicz aus, der den einlaufenden Boris Koweschnikow sah. Der wiederum fackelte nicht lange und drosch das Leder zum vorentscheidenden 2:0 unhaltbar für Wachtendorf in die Maschen (41.).

Wer jetzt dachte, der Bremer SV würde in Durchgang zwei ob der komfortablen Führung das Tempo drosseln, täuschte sich. Im Gegenteil: „Für uns zählt nicht bloß der Titel bei diesem Turnier. Es geht darum, es als willkommene Vorbereitung zu begreifen“, führte BSV-Coach Pinter aus. Dementsprechend rotierten die Hansestädter durch, weil sich vor dem Startschuss in der Liga am kommenden Freitag möglichst alle Spieler für einen Startelfeinsatz empfehlen wollten. Das brachte frischen Wind in die BSV-Offensive, die Überlegenheit des Bremen-Ligisten war noch drückender. „Bei uns ließ zudem die Kraft nach. Auch die Präzision fehlte“, gestand Heiligenfeldes Isensee, der sich bei den wenigen, entlastenden Offensivaktionen seiner Elf mehr und mehr an der nahezu fehlerfreien Verteidigungsreihe um Bremens Amateur-Fußballer des Jahres, Frithjof Rathjen, aufrieb. Auch die Angriffsformation des Bremen-Liga-Meisters wusste zu gefallen, weil sie variabel agierte und in ihren Abschlussversuchen zunehmend unberechenbarer erschien. Das hatte auch mit der Hereinnahme Florent Aziris zu tun, der sich als quirliger Antreiber in fast alle Offensivaktionen einschaltete und diese überfallartig dirigierte. Wieder und wieder konnte der SVH jedoch auf Torwart Wachtendorf bauen, der die Schlacht scheinbar nicht verloren geben wollte. Deshalb dauerte es bis zur 73. Minute, bis Arnold aus der Drehung von halblinks zur verdienten 3:0-Führung des BSV einschoss. Die Heiligenfelder mussten dem laufintensiven Verteidigen zunehmend Tribut zollen und streckten allmählich die Waffen. Für den BSV sicherten sich im Anschluss noch Gökhan Yücel, der Wachtendorf mit einer Bogenlampe überwand (81.), und nochmals Kurkiewicz, der einen strammen, direkten Freistoß versenkte, ihre Einträge in die Torschützenliste. Den Schlusspunkt setzte aber ein anderer: Denn Jörn Wachtendorf parierte selbst zwei Minuten vor dem Ende so stark gegen Elmehdi Faouzi, als könne er sein Team damit ins Elfmeterschießen retten. Freilich änderte das nichts mehr am souverän errungenen achten Titel für den Bremer SV, ließ allerdings einige Rückschlüsse auf die formidable Entwicklung dieser Heiligenfelder Mannschaft zu, was zumindest an diesem Tag beide Teams zu Siegern machte.

„Für uns zählt nicht bloß der Titel. Es geht um

die Vorbereitung.“

BSV-Coach Sasa Pinter